Kieler Nachrichten (Teil InKiel) 06.06.2014
Caulius und das Segeln auf der Kieler Woche
Über 50 Folgen und fast sechs Jahre gibt es nun Caulius‘ Kolumne schon und auch dieses Jahr möchte ich gerne zwei schöne Traditionen beibehalten: In der Juni-Ausgabe das Thema „Kieler Woche“ behandeln und wieder mal den Gag bringen, dass „jetzt sogar mal Segeln in das Programm der Kieler Woche aufgenommen wurde“.
Aber der Gag hat natürlich einen langen Bart. Aufmerksame Leser des Kieler-Woche-Programmhefts wissen natürlich, dass auch schon letztes Jahr von der Stadt Versuche gestartet wurden, den Segelsport neben dem seit vielen Jahren erfolgreichen Wakeboarding als weitere Wassersportart in der letzten vollständigen Juni-Woche zu etablieren.
Die Regatten auch dem alkoholbereiten Kieler-Woche-Besucher in der Innenstadt zu präsentieren, muss wohl leider als gescheitert angesehen werden. Ich erinnere mich sogar an Public Viewing von Segelübertragungen am Bootshafen auf Großleinwänden. Aber wenn selbst WM-Spiele wie Nigeria gegen Südkorea mehr Menschen vor die öffentlichen Leinwände ziehen, dann ist das ein schlechtes Zeichen. Vereinzelt soll an die Organisatoren der Wunsch herangetragen worden sein „doch mal auf Bahn-TV umzuschalten“. Kurz: Wenn, dann sollte es das Liveerlebnis direkt in der Innenförde reißen.
Doch da machen die an den Gaardener Hochhäusern abprallenden Winde wohl eine reguläre Regatta unmöglich. Immerhin dürfen einige historische Jollen und Yachten am ersten Samstag einlaufen. Das war es aber wohl auch schon im sportlichen Sinne in diesem Jahr. Der dringende und fast schon verzweifelte Wunsch dennoch Innenförden-Wasseraktivitäten in das Programm aufzunehmen, zeigt sich dieses Jahr darin, dass sogar das Anlegen und Ablegen von MSC-Kreuzfahrtschiffen eigene Punkte im offiziellen Kieler-Woche-Programm sind. Vielleicht erweitert man das ja im kommenden Jahr auch auf die Fördedampfer?
Obwohl, es gibt ja noch die Windjammerparade. Hier messen sich Segel- und Motorboote im fairen Wettkampf entlang der gesamten Kieler Förde. Leider hielt sich die Spannung jedoch in Grenzen. Meist war es ein Start-Ziel-Sieg entweder der Gorch Fock oder der Alexander vom Humboldt. Und auch dieses Jahr wird wohl wieder der Gorch Fock eine große Siegchance eingeräumt. Aber vielleicht setzt ja mal eine Stena-Fähre zum Überholen an? Man darf gespannt sein.
Bleibt also Schilksee als Mekka der „etwas anderen Kieler Woche“. Echte Segel-Leidenschaft zu präsentieren, wird dem Kieler-Woche-Besucher leicht gemacht. Schon die Ankündigung des Ausflugs nach Schilksee macht einen in den Augen der Freunde zum Segel-Experten. Da schadet es auch nicht, wenn man nur einen Backfisch isst und mit einer Helly-Hansen-Jacke zurückkommt. Das hinterfragt niemand. Und wer noch richtig eine Schippe drauf legen will, der philosophiert über „Olympische Klassen“ und „Internationale Klassen“ und lässt mal eine Zahl mit einer 4 drin fallen (z. B. 470er, 49er oder auch 4.7er). Dies reicht übrigens auch für eine Regatta Begleitfahrt. Aber Achtung: Auf der MS Hamburg sollte man mit seinem Pseudowissen etwas zurückhaltender sein. Da sind Leute, die den Klang der Klingeltonne vor Laboe authentisch mitsummen können.
Am coolsten finde ich ja in Schilksee am frühen Abend die Durchsagen auf Englisch. Das sind zwar vor allem deutsche Meisterschaften dort, aber das gibt der Kieler Woche doch etwas Bedeutsames. Die Welt zu Gast in Kiel und hört zu.
Schön, dass auch das Segeln zur Kieler Woche gehört.
Findet Euer und Ihr
Caulius