Kieler Nachrichten (INKIEL) 13.05.2011
Caulius und die Hochzeit
Unzweifelhaft ist Kiel die beste Stadt zum Heiraten. Zum Glück hat sich das noch nicht überall herumgesprochen, denn sonst wäre wahrscheinlich ganzjährig die Kieler Innenstadt mit Brautpaaren voll. An Schlaf wäre aufgrund des dann notwendigen 24 Stunden Dienstes des Standesamtes und der ununterbrochenen hupenden Autokorsos nicht zu denken. Obwohl, an besonders einprägsamen Daten sollen sogar schon Trauungen morgens um 6 Uhr stattgefunden haben. Da freut sich der aufgeweckte Trauzeuge und die Brauteltern reiben sich verschlafen die Augen. Doch wo geht man dann hin zum Feiern? Außer Kaskade und McDrive fällt mir nichts ein, wo man sitzen kann. Aber Letztere bieten ja auch Kindergeburtstagsfeiern an, warum dann nicht auch Hochzeits-Frühstück-Feiern? Und gibt es etwas romantischeres, als wenn sich dann die Frischvermählten beim Dippen mit zwei McNuggets in der Süß-Sauren-Soße treffen? Ach ja…
Caulius hat übrigens auch im Kieler Standesamt geheiratet. Und wie viele befreundete Paare habe ich schon an dieser Stelle durch aufgeschnittene Bettlaken gescheucht und Holzstämme zersägen lassen. Wie praktisch, wenn ich mal wieder Brennholz für den Kamin benötige. Und wenn der Vorrat vom letzten Mal aufgebraucht ist, dann ziehe ich eben an einem Freitag mit einer Schubkarre voll unbehauenem Holz in den Fleethörn und warte, bis die erste Hochzeitsgesellschaft aus dem Portal schreitet. Man muss nur überzeugend wirken und selbstsicher auftreten. Die Berechtigung zur Initiierung eines Hochzeitsspielchens wird in der Regel nicht vom Brautpaar hinterfragt. Schließlich könnte man ein bisher unbekannter Arbeitskollege des jeweils anderen Partners sein. Allerdings scheint sich meine Masche herumgesprochen zu haben. Letztens standen wir am Treppenfuß mit sechs Baumstämmen, die auf ihre Zerlegung harrten. Da kam der Bräutigam ganz schön ins Schwitzen. Doch jetzt kommt ja der Sommer und meine Brennholzausbeute sollte dafür ausreichen. Zurzeit feile ich an anderen Ideen. Kennt jemand ein Hochzeitsspiel, wo gebügelt werden muss?
Kate und William aus England sollen ja angeblich zunächst auch überlegt haben, in Kiel zu heiraten. Wer will es ihnen verdenken. Insbesondere hätte man die Hochzeitsgäste auf das Notwendige beschränken können. Ich vermute, auch die Royals haben bei solchen Events das Problem, dass viel zu viel unliebsame adlige Verwandtschaft eine Einladung erwartet. Bei einer Trauung im Kieler Leuchtturm hätte man sich auf zehn beschränken können. Obwohl, mit dem Fernsehteam wäre es wohl doch zu eng geworden und die Queen hätte da hoch müssen. Außerdem, wohin mit den Bäumen, wie sie in der Westminster Abbey standen? Neue Überlegung des englisches Brautpaars sollen dann die Nikolaikirche oder noch romantischer die Bethlehemkirche in Friedrichsort gewesen sein. Auch die Stadt Kiel wäre vorbereitet gewesen. Schließlich fällt dieses Jahr voraussichtlich die THW-Meisterfeier aus. Dann hätte man eben Kate und William durch die Stadt gefahren, inklusive Kuss auf dem Rathausbalkon. Okay, die hochgereckte Meisterschale wäre uns sicherlich lieber, als so ein Ein-Sekunden-Kuss. Aber ein fröhlich gegröltes „Wir woll’n den Willi sehen, Hey, Willi, hey“ wäre drin gewesen. Und wie gerne hätte ich das Paar auf der NDR-Bühne gesehen, mit einem „A day, so wonderful wie today“ auf den Lippen.
Doch aus alle dem ist leider nichts geworden. London hat bekanntlich den Zuschlag bekommen. Angeblich „Tradition“ und „Sicherheitsbedenken“. Haben Sie die Übertragung im Fernsehen gesehen? Traurig, wirklich traurig. Insbesondere als das Brautpaar aus der Kirche kam, da standen mir die Tränen in den Augen. Da war nichts, außer einer Kutsche und am weit entfernten Horizont ein paar Zuschauer. Ich hätte in Kiel mit meiner Schubkarre und den Holzstämmen gestanden, versprochen. Was wäre das für ein schönes Bild geworden.
Findet
Euer und Ihr
Caulius