Kieler Nachrichten (Teil INKIEL) 09.08.2013
Caulius und die Strände
Es ist Sommer und der Kieler schwitzt. Irgendetwas ist ja immer, aber dieses Jahr ist es die Hölle mit Temperaturen bis 30 Grad. Okay, der Rheinländer beginnt da erst mit dem Aufknöpfen seines Strickpullovers. Aber wir hier oben sind das nicht gewöhnt.
Wie gut, dass wir die Strände direkt vor der Tür haben. Doch als wäre man durch das Wetter nicht schon genug gebeutelt, beginnt jetzt erst der Stress. Welcher Strand soll es denn bitteschön sein?
Freibäder wie Katzheide oder Raisdorf scheiden aus und gehen gegen die Küstenbewohner-Ehre. Da könnte man ja gleich in Bottrop wohnen. Und das Eiderbad Hammer ist eher etwas für Eisloch-Bader.
Der Ost-West-Unterschied ist im Sommer an der Kieler Förde besonders spürbar. Während der Badegast auf dem Ostufer am späten Nachmittag nochmal Sonnencreme nachlegt, holt der Griller auf dem Westufer schon seine Taschenlampe raus. Der Klassiker ist dennoch natürlich Falckenstein. Breiter schier endloser Sandstrand mit kleiner Restauration („Die 92. Die 92! Bitte! Die 92!“) , Minigolf und Leuchtturm. Der Strandexpress hält und auch der Fördedampfer. Unsere Copacapana, ganz ohne Hochhäuser und mit etwas züchtigerer Badebekleidung. Wenn da nur nicht dieser Rückreisestau wäre. Ein Erlebnis wie auf der A7, wenn NRW und VW gleichzeitig Ferien haben. So mancher hat schon notgedrungen zwischen Tennisplätzen und Aral-Tankstelle die laue Tropennacht verbracht. Dass man allerdings Kieler, die „nur mal kurz nach Falckenstein zum Abkühlen“ fahren wollen, traditionell mit einem „Lebe Wohl“ verabschiedet, ist ein Gerücht. Spätestens zum Winter (also ab Mitte September) ist noch jeder Sonnenanbeter wieder zu Hause angekommen. Man könnte natürlich mit dem Rad fahren. Aber Ärzte warnen doch vor zu viel Bewegung bei diesen Temperaturen und da ist schließlich diese Hochbrücke.
Wer nicht so viel Zeit hat, der könnte ja nach Schilksee oder Strande fahren. Auch schöner Sandstrand, viele Parkplätze und die Falckenstein-Heimkehrer müssen in der Regel vor der Fördestraße auf die queerenden Schilkseer warten. Nur irgendwie gehen da gefühlt nur Schilkseer und Friedrichsorter hin. Fragen Sie mich nicht warum.
In der Stadt wäre ja noch das Seebad Düsternbrook. Doch zu groß ist die Gefahr, dass man an der Seebar hängenbleibt und die 2,80 € Eintritt lieber in ein Kaltgetränk steckt.
Mönkeberg hat eher den minimalistischen Charme der kleinen Fläche und der Heikendorfer Strand war auch mal größer. Laboe hingegen glänzt nicht nur mit viel Sand, sondern ermöglicht mit dem Meerwasserschwimmbad direkt am Strand den bequemen Umzug beim spontanen Kälteeinbruch. Bis man hier jedoch schwimmfähige Wassertiefen erreicht, ist die Sonne hinter dem Westufer fast schon wieder untergegangen. Der eine oder andere Zugereiste soll schon beim „Warten auf die Flut“ wahnsinnig geworden sein – wenn ihm nicht vorher ein Kitesegel niedergestreckt haben sollte.
Dann eben Stein, Heidkate, Schönberger Strand, Surendorf oder Schwedeneck. Viel Platz, gutes Wasser, aber niemand, den man trifft. Da kann man ja gleich nach Schilksee fahren. Immerhin ermöglichen Brasilien und Kalifornien überraschend ehrliche Angeber-SMS über den aktuellen Standort.
Wir haben Probleme … Dabei beneidet uns wahrscheinlich zurzeit ganz Deutschland (außer vielleicht die Einwohner von St. Peter-Ording) und wünschen sich nichts sehnlicher, als Kieler zu sein (oder St. Peter-Ordinger). Verwundert schauen wir den Brennpunkt Spezial zur Hitzewelle und lesen ungläubig von Temperaturen, die sogar im Eiderbad Hammer das Eis schmelzen lassen würde. Und dann fahren wir eben doch nach Falckenstein. Weil … weil … weil wir es eben können! Deshalb!
Das Erscheinen der nächsten Ausgabe von Caulius‘ Kolumne könnte sich somit etwas verzögern. Ich will nur kurz mal reinspringen…
Bis dahin, Euer und Ihr
Caulius